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Foto: DB AG/Daniel Saarbourg

Die Crew fürs ICE-Werk Dortmund-Hafen: Die Chefin der Außenanlagen

Muss den Überblick behalten: Andrea Vierhaus. (Foto: DB AG/Anne Stephan)

Mitten im Dortmunder Hafen entsteht bis 2027 ein neues ICE-Bereitstellungs- und Instandhaltungswerk. Bis die Bauarbeiten losgehen, gibt es hier alle Hände voll zu tun. In einer Serie stellt die DB Welt das Team hinter dem Großprojekt vor. Im dritten Teil Andrea Vierhaus: Sie verantwortet Planung und Bau der Außenanlagen und muss dabei zahlreiche Herausforderungen meistern.

Andrea Vierhaus ist gerade ein paar Monate in ihrer neuen Position, da muss sie in Sachen ICE-Werk am Dortmunder Hafen die erste knifflige Aufgabe lösen. Die Brücke am Ende des im Moment noch brachen Geländes, auf dem bis 2027 die neue Instandhaltungshalle entstehen soll, ist zu niedrig für eine Durchfahrt der Züge. Doch einfach Erde abtragen, um auf die richtige Höhe zu kommen, funktioniert nicht. Denn kurz hinter der Überführung fließt die Emscher, und die lässt sich nicht einfach so tieferlegen. Ein Gefälle der Gleise aber darf es an dieser Stelle auch nicht geben. Die Vorgaben sind eindeutig: Neigung null Promille. Also musste Bauingenieurin Vierhaus hin- und her rechnen. Hier ein paar Tonnen Erde wegnehmen, dort aufschütten. „Es wird ein etwas größerer Aufwand“, sagt Vierhaus. „Aber das Problem haben wir gelöst.“

Der Job von Vierhaus ist ein Millimetergeschäft. Seit Mai ist die 43-Jährige Teil des Teams, das sich um den Bau des neuen ICE-Werkes kümmert. Als Teilprojektleiterin ist Vierhaus verantwortlich für die Außenanlagen: Gleise, Weichen, Signaltechnik, Oberleitungen, Bahnsteige, Funk und Kommunikation. Wenn im Sommer 2027 das Werk seinen Betrieb aufnimmt, müssen alle Zahnräder ineinanderlaufen.

Vierhaus muss vor allem koordinieren, die verschiedenen Gewerke zusammenbringen, Absprachen treffen, Termine festzurren, die teilweise weit in der Zukunft liegen. Das sei nicht immer ganz einfach, sagt sie. Schon heute etwa müsse sie den Kolleg:innen von der DB Netz AG auf den Tag und die Uhrzeit genau mitteilen, wann sie im Frühjahr 2025 die Gleisverbindung zum Hauptbahnhof zu bauen gedenkt, damit die eine Sperrpause einrichten, den Fahrplan anpassen und gegebenenfalls schon jetzt einen Schienenersatzverkehr organisieren können. „Wir bauen im laufenden Betrieb. Bei der Bahn gehört eine solche langfristige Planung dazu. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als würde man mit dem Fernglas in die Zukunft blicken.“

Während der Frühschicht im Werk Spähenfelde: Andrea Vierhaus erklärt den Mitarbeitenden die Pläne für das neue ICE-Werk. (Foto: DB AG/Anne Stephan)

Doch genau das hat Vierhaus gewollt, als sie 2006 nach ihrem Bauingenieursstudium an der TU Berlin bei der DB Netz AG in München als Trainee angefangen hatte. Zuvor hatte sie auch ein Praktikum bei einem Bauunternehmen gemacht und festgestellt, dass das Bauen selbst ihr nicht genug Anreiz bietet. „Ich finde es spannender, wenn das Bauen kein Selbstzweck, sondern Teil einer größeren Aufgabe ist. Das habe ich bei der DB gefunden.“

Seit 2012 wohnt Vierhaus nun mit ihrer Familie, Mann und zwei Kinder, im Ruhrgebiet. Im Mai dieses Jahres ist sie von der DB Netz AG zum DB Fernverkehr gewechselt und sofort in das ICE-Projekt eingebunden worden. Die Aufgaben dort jedenfalls werden Vierhaus so schnell nicht ausgehen. Mehr als 20 Kilometer Gleise und etwa 70 Weichen müssen auf dem ehemaligen Güterbahnhof verlegt werden, dazu kommen noch die Oberleitungen für die Elektrifizierung.

Ein Volumen, das ein eigenes Stellwerk erfordert. Auch das muss Vierhaus überblicken: Wo genau sollen die Gleise verlaufen, welche Anlage kann wohin gebaut werden, und wohin sollen die bereits jetzt vorhandenen als auch gewünschten zukünftigen Abstell- und Baulogistikgleise der DB Netz AG verlegt werden?

Nicht zu vergessen die Planung der Innenreinigungsanlage mit zugehörigen Bahnsteigen, die neben oder hinter der Instandhaltungshalle entstehen sollen. Hier sind neben Arbeitsschutzvorgaben und eingesetzten Fahrzeugen auch die dort auszuführenden Tätigkeiten zu berücksichtigen.

Idealerweise soll das Absaugen der Zugtoiletten und das Auffüllen von Wasser  nicht länger als 20 Minuten pro Zug dauern. Um das zu schaffen, benötige man spezielle Anlagen. Hier befindet sie sich in enger Abstimmung mit DB Systemtechnik, den Fachplanern der DB E&C und dem zukünftigen Werksbetreiber.  

Alles muss verschriftlicht und vertraglich festgehalten werden. Auch das gehört zu Vierhaus‘ Gebiet. Mit Hilfe von Mustern und juristischer Beratung bereitet sie auf Basis der Planungsergebnisse die Verträge mit den unterschiedlichen Akteuren vor.

Der Zeitplan für das Projekt insgesamt sei sehr ehrgeizig, sagt sie. Bis zum Jahresende soll der Antrag auf Baugenehmigung beim Eisenbahnbundesamt einreicht werden. Da es ein öffentliches Verfahren ist, bei dem neben der Stadt Dortmund und anderer Träger öffentlicher Belange auch Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden, vergehen bis zu einer Erteilung der Baugenehmigung voraussichtlich zwei Jahre . Ende 2026 soll der Bau des Werks fertiggestellt sein, dann wird ein halbes Jahr die Inbetriebnahme vorbereitet. „Der Plan ist eng getaktet“, sagt Vierhaus. „Aber wir werden das schaffen. Da habe ich keine Bedenken.“

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