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Foto: DB AG/Daniel Saarbourg

Die Crew fürs ICE-Werk Dortmund: Der Archivar

Einblick in Zimmerers mobiles Arbeitszimmer in einem Baucontainer auf dem Gelände

„Das ist mein Bahnhof“, sagt Michael Zimmerers und blickt versonnen auf das Gelände des ehemaligen Rangier- und Güterbahnhofs an der Dortmunder Westfaliastraße. Dort, wo ab 2025 das neue ICE-Werk Dortmund-Hafen entsteht, hat der 67-Jährige fast sein komplettes Leben verbracht. Aufgewachsen im Huckarde-Viertel direkt um die Ecke, nahm ihn sein Vater – damals Lokführer – regelmäßig mit, wenn er sich seinen Lohn an der Güterkasse auszahlen ließ. „Hin und wieder wurde ich dann auch auf die Lok gehoben oder konnte mir ein Getränk in der Kantine holen“, erinnert sich Zimmerers.

Nach der Schule musste sich der damals 13-Jährige entscheiden, was er beruflich machen möchte. Eine Ausschreibung für die Laufbahn als Bundesbahnassistenanwärter zog ihn in den Bann. Am 1. August 1972 fing er seine Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn an. „Man musste ganz unten anfangen und sich langsam hocharbeiten. Zu Beginn habe ich Güterwagen mit der Sackkarre entladen, das habe ich richtig gerne gemacht.“ Nach Bestehen seiner Abschlussprüfung arbeitete Zimmerers zunächst als Zugmelder in „seinem“ Güterbahnhof, später als Fahrdienstleiter im Stellwerk.

Es folgte eine abwechslungsreiche Laufbahn an verschiedensten Arbeitsplätzen: vom Betriebsbüro über die Direktion und das Stellwerk bis in die Verwaltung. Sein größter Sprung war der ins Personalmanagement im Netz Hagen. Bis zu seiner Pensionierung 2019 war er dort für die personelle Verwaltung der Instandhaltungspersonale zuständig und verantwortete unter anderem die Tauglichkeitsuntersuchungen der Kolleg:innen aus dem technischen Bereich. Doch auch danach sollte die Bahn für ihn ein Thema bleiben – und ihn sogar Vollzeit beschäftigen.

Ein Bahnhof, eine Geschichte, unzählige Pläne
Während Zimmerers aktiver Zeit bei der DB wurde der Betrieb an „seinem Bahnhof“ eingestellt. 2021 wurde der inzwischen pensionierte Bahner wieder auf ihn aufmerksam. Ein ehemaliger Kollege informierte ihn darüber, dass auf dem Gelände ein neues ICE-Instandhaltungswerk entstehen soll. „Ich habe mich daraufhin direkt mit seiner Tochter, der Bauherrenvertreterin des Projekts, in Verbindung gesetzt und Interesse daran bekundet, das Projekt zu dokumentieren“, erzählt er. Schon vor Beginn der Planungen hatte es sich Zimmerers zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Bahnhofs aufzuarbeiten.

Recherche und Archiv sind für den 67-Jährigen kein Neuland. „Das betreibe ich schon seit Jahrzehnten als Teil vom ‚Freundeskreis historische Eisenbahn Dortmund‘“, erzählt er. Teilweise verbringt er ganze Tage im Dortmunder Stadtarchiv. Ab und zu fährt er auch nach Berlin ins Bundesarchiv. Für das Planungsteam des neuen ICE-Instandhaltungswerkes war Zimmerers ein Glücksfall. Denn den Kolleg:innen lagen bis dahin nur wenige historische Pläne des ehemaligen Bahnhofs vor. Er hingegen besitzt daheim ein eigenes Archiv aus alten Karten des Geländes. Sie sind zum Teil bis 1880 zurückdatiert. „Einige Unterlagen habe ich damals noch rechtzeitig retten können.“ Durch die Überlagerung der alten Karten mit den topografischen Karten des Geländes können die Kolleg:innen den Neubau präziser planen. Sie sind zum Beispiel imstande, alte unterirdische Bauwerke zu lokalisieren und bekommen somit Aufschluss darüber, ob bestimmte Bereiche tiefer unterkellert sind.

Historisches Buchprojekt trifft Neubau
Während das Projektteam der Baugenehmigung entgegenfiebert, arbeitet der Pensionär an seinem eigenen Projekt: „Ich arbeite mit einem befreundeten Autor der Universität Bochum an einem Buch über die 150-jährige Geschichte des Dortmunder Güterbahnhofs.“ Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, fährt der Bahner aus Leidenschaft mit dem Fahrrad zum Gelände rüber, verfolgt und fotografiert aufmerksam die Fortschritte vor Ort oder versorgt das Planungsteam mit neuen Plänen und Karten. So bleibt er „seinem Bahnhof“ auch heute und in Zukunft ganz nah.

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