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Foto: DB AG/Daniel Saarbourg

Die Crew für Dortmund-Hafen: Die Umweltexpertin

Vergangenes Jahr sah das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in der Nähe des Dortmunder Hafens noch aus wie eine kleine grüne Insel mitten im Industriegebiet. Die Natur hatte sich das über 28 Hektar große Areal in den vergangenen Jahrzehnten zurückerobert: mit Sommerflieder- und Brombeersträuchern und einem kleinen Birkenvorwald. Anfang des Jahres wurde der Jungwald in Abstimmung mit den Umweltbehörden zurückgeschnitten und auf den Stock gesetzt. Ein Plakat am Zaun weist schon jetzt darauf hin, was auf der Fläche schon bald zu finden sein wird: das neue ICE-Werk Dortmund-Hafen.

„Das Gelände hier schreibt Geschichte. Es war über einhundert Jahre lang als Güterbahnhof in Benutzung und hat zwei Weltkriege miterlebt. Auch wenn es derzeit noch so aussieht, ist das Areal hier alles andere als eine grüne Wiese“, sagt Barbara Timmerkamp.

Die 39-Jährige ist seit Anfang des Jahres Teilprojektleiterin Umwelt und Planrecht für das ICE-Werk Dortmund-Hafen. Sie ist diplomierte Landschaftsökologin und arbeitet seit zehn Jahren bei der Deutschen Bahn, zunächst im Projektmanagement und später als Beauftragte für Umweltschutz in der Region West. Was sie an ihrer neuen Aufgabe für das Werk im Dortmunder Hafen besonders reizt: „Es geht hier einerseits um Themen der Genehmigungsplanung und andererseits um betriebliche Umweltthemen. Das ist eine einmalige Kombination.“

Für Barbara Timmerkamp ist der ehemalige Rangierbahnhof in der Nähe des Dortmunder Hafens alles andere als eine grüne Wiese

Vor dem Baustart 2025 muss ihr Team viele Umweltthemen prüfen und Gutachten einholen. Sie reichen vom Abriss ehemaliger Gebäude, der Entsorgung von Altmaterialien, dem Aushub und Abtragen des Bodens bis hin zum Schall-, Klima- und Artenschutz. Im weiteren Verlauf werden Überreste des ehemaligen Rangierbahnhofs wie alte Gleise, Schwellen, Schotter und bis zu 300 Altmasten abgebaut und entsorgt: “Der Schotter kann gegebenenfalls sogar recycelt werden“, sagt die Umweltexpertin.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein sind die Kampfmittelsondierungen, für die Anfang Juli der Startschuss fiel: „Wir ermitteln bis Mitte August mittels Georadar, ob verborgene Kampfmittel wie Bomben oder Munition unter der Oberfläche liegen oder ob es sich lediglich um alte Metalleimer handelt.“ Der Boden muss anschließend ausgehoben und abgetragen werden, damit hier in naher Zukunft die neue Werkshalle inklusive der Gleise errichtet werden kann.

Eine einmalige Artenschutzsituation

Wer wie Barbara Timmerkamp bei der DB für Umweltthemen verantwortlich ist, der rechnet bei fast jedem Bauprojekt damit, auf streng geschützte Arten wie Fledermäuse, Vögel oder Eidechsen zu treffen. Kein Wunder also, dass sie etwas ungläubig dreinschaute, als der Umweltplaner keine einzige dieser streng geschützten Arten bisher auf dem Gelände des alten Rangierbahnhofs finden konnte. Um jegliche Zweifel aus dem Weg zu räumen, greift das Team im August noch einmal auf vierbeinige Helfer zurück, wie Timmerkamp im Video erklärt:

Klimaneutral wie in Köln-Nippes

Auch der Kampf gegen den Klimawandel steht beim Umwelt-Team ganz oben auf der Agenda. Das neue Werk in Dortmund-Hafen soll wie sein Vorbild in Köln-Nippes klimaneutral betrieben werden. Um das zu gewährleisten, klärt das Team von Timmerkamp schon jetzt, wie die künftige Versorgung der Werkhalle und den Nebengebäuden mit Erdwärme und Ökostrom funktionieren kann. „Wir werden relativ große Dachflächen haben und ziehen Photovoltaik-Anlagen und ein Gründach in Betracht“, sagt Timmerkamp. Eine weitere Herausforderung ist das Thema Wasserrecht. Da das Werkgelände an die Emscher anschließt, muss geprüft werden, inwieweit man künftig Wasser in den Fluss einleiten kann. Zum anderen wird derzeit ermittelt, auf welcher Geländehöhe ab 2025 gebaut werden kann, was Einfluss auf den Eingriffsumfang in das Grundwasser hat.

Falls die Projektleiterin bei all den Themen mal nicht weiterweiß, braucht sie einfach nur zum Hörer greifen. Allein das Umwelt-Team für dieses Projekt besteht aus 15 Kolleg:innen. Dazu gehören mehrere Ingenieurbüros, die die Gutachten zur Umweltfolgenabschätzung schreiben: Schall- und Erschütterungsgutachter:innen, Landschaftsplaner:innen, Boden- und Baugrundgutachter:innen, Hydrogeolog:innen, etc. „Darüber hinaus gibt es bei der Bahn ein unglaublich großes Netzwerk an Umwelt-Fachleuten. Man kennt mit den Jahren immer jemanden, der bei dem einen oder anderen Problem weiterhelfen kann“, sagt sie. Die geballte Ladung an Erfahrung und Expertise stimmt sie zuversichtlich, dass sie bis zur Einreichung der Planfeststellungsunterlagen in diesem Jahr alle erforderlichen Umweltgutachten vorlegen kann. So kann auf der scheinbar noch grünen Wiese in Zukunft das neue klimaneutrale ICE-Werk emporragen – ganz wie es das Plakat am Zaun veranschaulicht.

Erfahren Sie demnächst im dritten Teil unserer Serie wie Andrea Vierhaus, Teilprojektleiterin für die Außenanlagen, den direkten Draht zu DB Netz und den Anschluss des Werks an die Dortmunder Schiene herstellt.

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