Aktuelles
Früher als geplant
Das Wetter war alles andere als festlich - aber das tat der Freude keinen Abbruch. Zwischen Pfützen und Matsch gaben am 20.11.2024 Ministerpräsident Hendrik Wüst, Dortmunds Bürgermeister Norbert Schilf und DB-Fernverkehrsvorstand Michael Peterson den Startschuss für das neue ICE-Werk. Nun heißt es für das Projektteam – volle Kraft voraus für den Baubeginn. Los geht es noch im Dezember mit den Bohrungen für die Geothermie-Anlage. Hierfür werden 85 Bohrungen nötig sein, die 200 Meter tief ins Erdreich gehen. Wie das aussieht erfahren Sie bald auf unserer Homepage.
Doch zuvor haben wir mit der Projektleitung Maria Otte und dem Werksleiter Guido Göldner im Detail über das neue Werk gesprochen:
Warum hat sich der Fernverkehr für ein zweites Werk in Dortmund entschieden?
Guido Göldner: Ein wesentlicher Punkt ist die verkehrsgünstige Lage der Stadt Dortmund. Sie passt gut zur Angebotsstrategie des Fernverkehrs. Denn hier beginnen und enden viele Fernverkehrslinien. Somit werden wir über die Umlaufplanung und die entsprechenden Nachtstilllagen von Fahrzeugen gut mit genügend Arbeit versorgt.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist das brachliegende Bahngelände im Besitz der DB, welches für unser Bauvorhaben gut geeignet ist. Das hat beim Standort Nürnberg leider gefehlt. Und das war am Ende ein K.o.-Kriterium für das Projekt vor Ort.
In Dortmund existiert mit Spähenfelde schon ein Werk des Fernverkehrs. Wie werdet ihr euch die Arbeit aufteilen?
Göldner: Unser Plan ist es, die Arbeit zwischen den Werken nach Baureihen aufzuteilen. So steigt zum Beispiel durch die weitere Auslieferung der Baureihe 408 auch die Anzahl der Züge, die in Dortmund enden. Sie werden neben den weiteren Fahrzeugen der ICE 3-Familie – also BR 403 und 407 – in Dortmund-Hafen behandelt werden. Dagegen bleibt Spähenfelde das Leitwerk für den ICE T. Außerdem werden wir dort den Doppelstock Intercity warten. Dementsprechend verteilen wir auch die Mitarbeitenden mit ihren Qualifikationen und die entsprechenden Materialien. So entstehen keine Dopplungen zwischen den Werken – auch wenn es nur vier Kilometer zwischen den Standorten sind.
Wie werdet ihr die Werke steuern?
Göldner: Wir wollen aus einer Hand beide Standorte betreuen. Deswegen werden meine Führungsmannschaft und ich für beide Werke verantwortlich sein. So können wir am Standort Dortmund aus einem Guss zusammenarbeiten.
Aktuell sind wir schon dabei, den Personalhochlauf sicherzustellen. Im Werk Spähenfelde haben wir deswegen die Anzahl der Auszubildenden pro Jahrgang verdreifacht – statt zehn sind es jetzt mehr als 30. Über drei Jahrgänge haben wir mittlerweile über 100 Auszubildende bei uns. Auch weitere Facharbeiter:innen wurden bereits eingestellt. Eine gute Basis, um direkt ab 2027 – dem Jahr der Inbetriebnahme – handlungsfähig zu sein. Im administrativen Teil starten wir mit der Rekrutierung etwas später.

Was sind die Erfolgsfaktoren für die schnelle Umsetzung des Projekts?
Maria Otte: Einen Faktor hat Guido eben schon genannt: das ist der Grund und Boden, der immer noch eine bahngewidmete Fläche ist und uns selbst gehört. Diesem alten Güterbahnhof hauchen wir jetzt neues Leben ein. Das hat jetzt einen großen Mehrwert für das Projekt. Dazu kommt, dass das Gelände mitten in einem Industriegebiet liegt, wo wir niemanden stören. Im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses kamen letztlich keine Einwände. Nur im Rahmen von Bürgerinformationsabenden erreichten uns einige Fragen. Das macht solch ein Bauvorhaben natürlich einfacher.
Obendrein haben wir mit der Stadt Dortmund, einem der wichtigen Träger öffentlicher Belange, einen sehr engen Austausch gepflegt. Das ist sehr wichtig, und das führen wir auch weiter fort, indem wir die Projekte der Stadt berücksichtigen. So haben wir beispielsweise unser Grundstück tiefer gelegt, um eine bestehende Brücke im nördlichen Baufeld in der aktuellen Höhenlage erhalten zu können.
Das Werk ist stark angelehnt an das ICE-Werk Köln-Nippes. Ist das auch ein Vorteil?
Göldner: Definitiv. Das Kölner Werk dient als Blaupause für unser neues Werk. Wir konnten also von vornherein auf eine bestehende Planung aufsetzen und mussten nicht grundlegend eine neue Halle entwerfen. Obendrein können wir von den Erfahrungen der Kölner lernen. Deswegen ist unsere Halle in Dortmund beispielsweise noch mal etwas länger geworden. Denn es hat sich in Nippes gezeigt, dass man an die letzten Achsen bei einem langen ICE nicht gut herankommt. Aus dieser Erfahrung haben wir gelernt. Insgesamt sind es sogar über 100 Punkte, die wir jetzt nochmal verbessern werden oder teilweise auch weglassen, weil sie sich nicht bewährt haben.
Köln-Nippes ist auch ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Wird Dortmund jetzt noch nachhaltiger?
Otte: An die Kölner Erfolge knüpfen wir natürlich an. Wir legen auf die Nachhaltigkeit einen großen Schwerpunkt. Auf unserem Werk wird es eine große Photovoltaikanlage geben. Auf 8500 Quadratmetern produzieren wir so viel Strom wie umgerechnet über 600 Einfamilienhäuser verbrauchen würden. Das ist wirklich viel und eine tolle Lösung. Zudem wird es eine Dachbegrünung auf der Halle geben. Insgesamt begrünen wir eine Fläche von 28.000 Quadratmetern, das entspricht ungefähr vier Fußballfeldern.
Obendrein nutzen wir für die Wärmeversorgung eine Geothermieanlage, mit deren Bau wir Ende des Monats schon beginnen. Das ist die größte Anlage im Regierungsbezirk Arnsberg. Mit 85 Sonden werden wir da knapp 200 Meter tief bohren. Die Anlage wird eine Leistung von rund 500 MWh pro Jahr liefern – das entspricht dem Verbrauch von circa 2400 Haushalten. Das ist unter anderem unser Beitrag für mehr Nachhaltigkeit.
Profitiert habt ihr auch von dem Prinzip der Bauherrenvertretung. Welche Vorteile hatte das genau?
Otte: Wenn ich auf das Projekt blicke, kann ich wirklich sagen, dass die Bauherren-Vertretung nicht wegzudenken ist. Das ist wirklich ein ganz wichtiger Bestandteil eines solchen Projektaufbaus. Das hat das Projekt vor allem am Anfang extrem schnell gemacht. Denn in den ersten Monaten kamen viele Fachfragen von den Planern und dem Projekt selbst auf. Diese Fragen hat die Kollegin Lisa Israel gebündelt und direkt an die entsprechenden Ansprechpartner:innen im Werk verteilt. Das ist deutlich effizienter, als wenn das Projekt einzeln auf die Ansprechpartner zugehen müsste.
Sie haben Fragen?
Nutzen Sie gerne unser Kontaktformular und schreiben uns.